Bauphase III

Lomo Workshop

SKATEISTAN: TO LIVE AND SKATE KABUL

surprise, surprise

„Gran Circuito de Skateboarding“

REClaim your Brain / Phillip Fischer

Lagebericht von Adam Becker

Bericht Oktober/November/Adam Becker

Reisebericht/Linda

Wieso fährst du nicht einfach nach Costa Rica?“ war die Antwort eines Freundes auf die Frage, wohin ich fahren (fliegen) könnte, um dem deutschen Winter zu entfliehen, ein wenig Spanisch zu lernen und natürlich Skateboard zu fahren.
Von Pura Vida Skateboarding hatte ich vorher schonmal irgendwas gehört und Dank der guten Vernetzung innerhalb der Skateboardszene ließ sich leicht der Kontakt zu Christian und anschließend zu Miriam, der Langzeitfreiwilligen vor Ort, herstellen. Ich bin kein Freund des „klassischen“ Tourismus und war froh, mich für einige Zeit im Projekt mit einbringen zu können und dadurch einen anderen Zugang zu Land und Leuten zu haben. Als Freiwilliger bei Pura Vida darf man sich allerdings keinen daily life 08/15 Job vorstellen, vielmehr geht es darum, eigene Fähigkeiten in Workshopform an die Kids vor Ort weiterzugeben und dieses muss nicht nur über das Skateboard erfolgen. So zumindest habe ich das verstanden.Gemeinsam mit Miriam einigten wir uns kurz vor meiner Anreise, insbesondere die Mädels aus Perez im Rollen zu pushen und anzuleiten. Außerdem wollten wir zwei Videoabende machen und einen Tagesworkshop organisieren, in denen wir T-Shirts mit Sprühfarbe und -schablonen gestalten wollten. Die restliche Zeit würde ich am Projektalltag teilnehmen – sprich gemeinsam mit den großen und kleinen Kids skaten gehen. Traumjob!
Nun bin ich seit fast zwei Wochen wieder in Deutschland, Winter gab es hier in Deutschland in der Zwischenzeit eigentlich kaum, Fremdsprachenkenntnisse – nunja, aber dafür hab ich einen Kopf voller neuer Eindrücke und Ideen, die sich alle noch nicht richtig gesetzt haben.
Die knapp zwei Wochen vom 31.1. – 12.2.2014 im Pura Vida Headquarter in San Isidro, fünf Fußminuten vom Skatepark, im Casa Miriam gingen wie nicht anders erwartet, schnell rum. Die erste Session am Park war definitiv eine Herausforderung – zum einem der Park, der meine Fähigkeiten auf dem Brett stark hintergfragte und mich zunächst wie ein blutiger Anfänger fühlen ließ (das größte Luxusproblem für mich war das Flat oder besser Nicht-Flat, auch die Transitions haben es in sich. Heißt aber auch, einmal eingefahren – großer Spaß!) . Auf der anderen Seite die Kids, die wild auf mich in Spanisch einredeten. Es tut mir nach wie vor leid, dass ich selbst am Ende nur 1/3 verstanden habe. Im Vorfeld wurde ich von einigen Seiten vor Diebstahl gewarnt und mit deutscher Übervorsicht bin ich mehrmals Kids hinterhergerannt um sie zu fragen, ob sie auch wirklich mit ihrem eigenen Skateboard den Park verlassen haben und passte ganz genau auf, wenn ich mein Brett weitergeben hatte. Sorry auch für dieses Misstrauen – ich habe alle meine Sachen immer wiederbekommen.
Mein persönlicher Eindruck – zunächst mal ist Skateboard fahren einfach international – sprich überall auf der Welt mir das liebste Ding, um gemeinsam Zeit mit anderen Menschen in Kontakt zu gehen. Skate spielen (dome un bruto?), sich gegenseitig abfeiern, snaken, chillen, neue Tricks üben oder cruisen und einfach gemeinsame Sessions fahren – kein Unterschied in San Isidro.Was allerdings auffällt – nicht jeder hat sein eigenes Brett, vor allem Schuhe sind unglaublich zerrockt und alles wird bis zum bitteren Ende gefahren. Aktuell gibt es auch nur ein verschlissenes Projektboard, für die Jungs (und Mädels) die grade kein Brett haben. Der Bedarf ist definitiv größer! Nicht unbedingt überall sichtbar, ist der Lebensstandard vieler Ticos deutlich niedriger als unserer. (Sehr) niedrige Löhne, annähernd gleiche Lebenskosten wie bei uns in Deutschland spielen wohl die entscheidende Rolle dafür. An dieser Stelle Dank vor allem an Timo, Barney und Aga für den ganzen Stuff. Ich hab mich geärgert, dass ich nicht ein paar mehr Schuhe in meine Tasche gestofft habe, die ich selber nicht mehr fahren würde, weil ich in der Luxussituation bin, mir neue kaufen zu können.
Zurück zum Projekt.
Ein normaler Tag in San Isidro sah in etwa so aus: Kaffee, Pinto und wenn die Energie mitspielt gegen 8:30Uhr das erste Mal skaten gehen. Ab 11 Uhr ist es so heiß, dass nur noch nicht bewegen unter dem Baum möglich ist. Während ich noch warten muss, starten die Kids gegen 13 Uhr wieder mit der Rollerei. Brett verleihen, Tricks mit Händen, Füßen und Wortfetzen erklären, Fotos machen, Biker vom Platz vertreiben sind dann die Hauptaufgaben. Von fünf bis sechs nochmal eine Stunde abgehen, nächsten Tag besprechen, Feierabend.Einmal die Woche geht es für eine Stunde ins Kinderheim in der Nähe des Parks. Dort wurden wir bereits an der Tür von einer Horde Jungs empfangen, die uns alle vorhanden Skateboards quasi aus der Hand rissen. Stehend, sitzend und bis zu drei Personen auf einmal auf einem Brett tobten bis zur letzten Minute durch die offene Turnhalle. Schwer in Worte zu fassen, aber die Situation hatte Gänsehautpotential und war wieder mal ein Paradebeispiel dafür, welch ein Wunder das Medium Skateboard ist.
Mehr Boards wären auch hier vonnöten, da neben dem Projektboard nur soviele Bretter zur Verfügung stehen, wie Locals mit ihrem eigenen dabei sind.Das Skaten mit den Mädels fand leider nicht so regelmäßig statt, wie wir uns da gewünscht hatten, einfach weil sie nicht immer am Park waren. Genau wie ich es aus Deutschland kenne, gibt es eine gewisse Scheu, sich vor den Jungs auszuprobieren. Mangelnde Vorbilder mag ein Grund dafür sein. Aber auch hier fehlt es einfach an Skateboards. Eine kleine Ripperin machte während meines Aufenthalt unter Jubel in Sandalen ihre ersten Drop-ins. Natürlich gibt es auch in Costa Rica Mädels, die das Skateboard als Accessoire zur Handtasche sehen. Aber nicht viele – ein eigenes leisten rein für diesem Luxus kann sich keiner. An einem Abend zeigte wir im Park reine Frauen-Skateboardvideos. Leider waren nur Jungs anwesend, aber ich glaube, einige von ihnen haben nicht damit gerechnet, wie Leute wie Marissa Santos, Elissa Steamer, Amy Caron und co. abgehen. Glücklicherweise haben sie mit Miriam ein sehr leidenschaftliches Beispiel für Frauen mit Brett vor Ort.
Für einen zweiten Videoabend waren Francisco Saco mit einigen Locals aus San Jose und Heridia nach Perez geladen. Nach einer intensiven Skatesession ab Mittag und Streetskaten im Zentrum am Spätnachtmittag zeigten wir am Abend „Video Diays“, Franciscos „Skatedoku“ mit Footage aus Costa Rica, Barcelona und Berlin, sowie das kürzere Video „CR surplus“ mit Aufnahmen nur aus Costa Rica. Der Sound war leider sehr leise, Franciscos erstklassige Moderation entschädigte dafür aber komplett! Thanks for the support!
Mein letzter Tag im Projekt bestand aus einem T-Shirt-Workshop. Zunächst sollten aus Pappe Schablonen gestaltet werden, die dann mit Sprühfarbe zur Shirt-Gestaltung genutzt wurden. Die T-Shirts wurden von Aga von Ploonk aus Berlin (http://www.ploonk.net) zur Verfügung gestaltet, Pappe und Farbe kamen aus dem örtlichen Einzelhandel. Die kleinen und großen Kids waren ab zehn Uhr morgen mit Feuereifer dabei, auch ein paar Anwohner schauten neugierig vorbei. Besonderer Renner war das Pura-Vida-Logo, dessen Schablone Fabian in kürzester Zeit auf Pappe zauberte. Ein paar Stunden später rannte jeder stolz mit Logoshirt durch die Gegend. Wenn das keine Marktidee ist! Nebenbei wurde einige Rampen gleich mitverschönert!
Soviel dazu im Zeitraffer. Ich kann nur jedem raten, der in der Gegend ist, schaut vorbei, habt eine gute Session (und lasst eure alten Bretter und Schuhe da!). Oder, wer mehr Zeit hat, wendet sich mit einer guten Workshop-Idee an Christian und gibt sein Wissen weiter. Grüße nach Perez, hasta luego!
Pura Vida! Linda